Die Hengstenbergstraße

Ergste. (PeM) In unserer Reihe "Straßen erzählen Geschichte(n)" rücken wir heute tief in die Vergangenheit Ergstes vor. Mitten im Ortsteil zweigt von der Grürmannstaße die Hengstenbergstraße ab. Manch einer, vor allem die Anhänger von Sauerkraut- und Gurkenspezialitäten, werden sich fra¬gen, wieso eine Hengstenbergstraße in Ergste ihren Platz hat. Denn bekannt ist die Familie heu¬te vor allem durch den in Esslingen ansässigen Familienzweig der dortigen "Sauerkrautfabrikanten". "In Ergste begegnen wir dem Na¬men Hengstenberg zum ersten Mal im Jahre 1312." Erklärt Ortsheimatpflegerin Roswitha Bliese, die sich für den Wochenkurier auf die Suche nach den Wurzeln der Familie gemacht hat. "Genannt wird ein Pfarrer Bruder Hannes van Hengstenberge aus Eriste'. Von Pfarrer H. Neuhaus ist uns aus dem Jahr 1823 die Abschrift einer alten Chronik erhalten, in der sich Vieles zum Thema Hengstenberg findet. So heißt es dort: 'Anno 1520 Heinrich Hengstenberg, Canonikus, bürtig aus Dortmund, ward als Prediger nach Ergste vorziert (1520), obiit (starb)1 559, also im Predigeramt daselbst gestanden 40 Jahre'.520 wurde also Heinrich Hengstenberg Pfarrer in Ergste und bleib in diesem Amt ganze 40 Jahre. Danach stellte die Familie Hengstenberg bis zum Jahr 1771 also 250 Jahre lang die Pastoren in Ergste. Aber nicht nur hier gab es Pfarrer aus der Familie Hengstenberg sondern auch in Berchum, Plattenberg, Unna, Lütgendortmund. Lüdenscheid, Kamen, Fröndenberg, Wetter, Essen, Hagen, Hülscheid, Solingen, Bochum. Schwelm und außerhalb Westfalens. „Heinrich Hengstenberg, von dem es ausdrücklich heißt „bürtig aus Dortmund" gehörte zur Patriziafamilie Hengstenberg, die seit 1312 in Dortmund urkundlich nachgewiesen ist, erklärt Roswitha Bliese. Wer seine Eltern waren, ließ sich bis heute nicht feststellen, der Vater könnte Johann sein, der von 1503 bis 1533 urkundlich erwähnt wird und von 1509 bis 1533 Ratsherr in Dortmund war. Von da an schweigen die Urkunden in Dortmund über die Familie Hengstenberg. Vorher, im Jahre 1517 sowie 1520 unterzeichnet Johann für sich und seine Erben die aber nicht namentlich genannt sind, eine Urkunde Wir wissen heute ebenso wenig, wo Heinrich studiert hat beziehungsweise wo er Canonicus, also Dom- oder Stiftsherr war. Was wir allerdings wissen ist, für alle heute lebenden Hengstenberge ist Heinrich der Ahnherr." Die Nachkommenschaft des katholischen Pfarrers verdanken wir der Tatsache, dass ihnen offenbar bis 1548 ein ordentliches Eheleben gestattet war. „1548 haben die Pfaffen ihre Weiber verlassen und von sich tun müssen" heißt es in der „Dortmundschen Chronika'. Heinrich war also katholischer Pfarrer aber verheiratet. Wer seine Ehefrau war, ob er sie. 1548 tatsächlich „von sich tat" und wie viele Kinder sie hatten, ist nicht überliefert, nur die beiden Söhne Hermann und Johann Heinrich sind nachgewiesen. Hermann war Pfarrer in Alpen am Niederrhein. das den Limburger Grafen gehörte. Er führte dort die Reformation ein. Von Johann heißt es in der eingangs erwähnten Neuhaus Chronik: „1560 ist Johann Hengstenberg Pastor zu Engste geworden, Obüt 1620 den 13. März, also im Predigtamt gestanden 60 Jahre. N.B. dieser hat zuerst die evangelisch reformierte Religion introduciert" Da also Sohn Johann in Engste die Reformation eingeführt hat, war für weitere Nachkommenschaft der Weg frei. Die Chronik erwähnt unter anderem einen Henricus Hengstenberg, der „1617 Hofprediger und nachgehends als 1619 Pastor zu Engste geworden', sowie einen Heinrich Friedrich Hengstenberg 1673 bis 1703. „Heinrich Hengstenberg- aet 66 Jahre“ hat laut Chronik dann „seine Demission genommen anno 1771." So haben die Hengstenbergs 250 Jahre lang die religiösen Geschicke des Ortsteils geprägt was die Benennung einer Straße wohl durchaus rechtfertigt.

Straßen erzählen Geschichten