Aufgrund der Bildunterschrift könnte mann glauben, daß das älteste Schulhaus in Ergste hier abgebildet sei, dem ist nicht so.
Zu Beginn der nachweisbaren Ergster Schulgeschichte mit Heinrich Hartmann als Lehrer von 1630 – 45 gab es ein Küsterhaus, die "Kösterei". Sie befand sich neben der "ganzen alten Kirche daselbst" auf dem Hilf – etwa in Höhe des jetzigen Gemeindehauses. Diese "Kösterei" war, durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und die lähmenden Folgen der Pest (1636) bedingt, gänzlich verfallen. Hartmann erhielt den Auftrag, das Gebäude zu restaurieren und als Schulgebäude einzurichten – was er sogar mit eigenen Mitteln tat.
Das Gebäude verfiel erneut recht schnell, was aus einem Bericht seines Nachfolgers Johann Hengstenberg aus dem Jahre 1641 hervorgeht. Der dringend erforderliche Schulneubau ließ lange auf sich warten. Erst im Jahre 1710 wurde ein neues Schulgebäude auf dem Hilf errichtet. Die Steine stammten aus dem Abbruch der alten Ergster Kirche. Das 1711 bezogene Gebäude war im Jahre 1791 so baufällig, daß eine Erneuerung ausgeschlossen war. Die Wände waren ausgewichen, die Decken hatten sich gesenkt. Man mußte eine Stube mieten, um den Unterricht fortsetzten zu können.
Auf dem Platz der alten Schule auf dem Kirchhof entstand ein Schulneubau in einer Größe von etwa 9 m x 5,40 m. Baubeginn 1792. Diese Schule brannte bei dem "Großen Brand von Ergste" am 28. 11. 1821 zusammen mit der Kirche und weiteren Gebäuden völlig nieder. Jetzt entschloß man sich, an einer anderen Stelle des Dorfes ein Schulhaus zu bauen, und zwar auf dem Sauerfeld (Kirchstraße) neben dem bereits begonnenen Bau der Kirche (1822/23).
In der Übergangszeit mußten wieder Stuben angemietet werden, um unterrichten zu können. Von bereits verstorbenen Bürgern ist überliefert, daß hierzu das Sternheim'sche Haus (am Kerkauwer) diente. Das ursprünglich einstöckige Schulhaus in der Kirchstraße war bald zu klein und wurde aufgestockt. Während der Umbauzeit fand der Unterricht auf einem Kornboden (vermutlich bei Bauer Althoff) statt. Diese relativ junge Schule entsprach in Größe und Zweckmäßigkeit schon bald nicht mehr den Ansprüchen. Während Adolf Kniebes Schulleitung entstand 1899/1900 die "neue Schule" (Vorform der jetzigen Grundschule). Das ältere Gebäude, vielen Ergstern noch als die "Alte Schule" bekannt, diente zunächst weiter als Wohnung für Adolf Kniepe und spätere Lehrkräfte. Es wurde dann 1965 wegen Baufälligkeit abgerissen.
Quelle: Höher, Walter, "Aus der Geschichte der Ergster Schulgebäude" in 350 Jahre Schule in Ergste, Seite 38, 39, Schwerte, 1980.