Von der Familie Sieberg erhielt der Heimatverein Ergste e.V. ein Gemälde des leider sehr früh verstorbenen Ergster Künstlers Friedhelm Störring.
Es ist ein sehr schönes Sonnenblumenbild, das in der Heimatstube einen neuen Platz finden wird. Außerdem besitzt der Heimatverein eine Bleistiftzeichnung von Friedhelm Störring aus den 50-iger Jahren, die den Bereich von Kirche und Schule sehr detailgenau darstellt.
Den "alten Ergstern" ist Friedhelm Störring sicher noch bekannt. Für die neuen Mitbürger hier eine Kurzbiographie von Walter Höher, seinem Onkel:
"Friedhelm Störring wurde am 05. November 1928 in Schwerte geboren. Er wuchs in der elterlichen Wohnung in der Ergster Kirchstraße auf, so der Vater als Metzgermeister einen Fleischereibetrieb unterhielt. Friedhelm und seine jüngere Schwester Christel litten beide seit ihrer Kindheit an einer schicksalhaften Erkrankung, die sie zeitlebens an den Rollstuhl fesselte. Schon früh zeigte sich die künstlerische Begabung des Jungen für das Zeichnen und Malen. Wegen der erheblichen körperlichen Behinderung war es zu damaliger Kriegszeit nicht möglich, ihn nach seinen Volksschuljahren auf eine weiterführende Schule zu schicken und ihm eine Ausbildung auf einer Kunstakademie zu ermöglichen. So musste er seine Fähigkeiten in Eigeninitiative fortentwickeln.
Ein schwerer Schlag traf die Familie, als der Vater als vermisster des Zweiten Weltkrieges nicht heimkehrte. Friedhelm half seiner Mutter den kargen Lebensunterhalt ein wenig aufzubessern, indem er ganz gebliebene Kacheln aus der durch Bombenwurf es waren die letzten in Schwerte gefallenen Bomben) zerstörten ehemaligen Metzgerei seines Großvaters mit Blumenmotiven bemalte und für geringen Erlös verkaufte.
Nach intensiven Eigenstudien in unterschiedlichen Techniken absolvierte er mit Erfolg einen Zeichenlehrgang als Fernstudium in Darmstadt. Seine Leistungen in Feder- und Bleistiftzeichnungen reiften in beachtlicher Exaktheit aus. Als Themen bevorzugte der Künstler Stilleben und Motive aus der ländlichen Idylle: Gehöfte, bäuerliche Arbeitsvorgänge, baumbestandenen Teichgründe, aber auch Häuser und Straßenpartien, belebt durch dazugehörende Personen mit ihren Hantierungen.
Herausragende seine Naturgabe, alte Menschen, leidgeprüfte Gestalten und markante Gesichter überzeugend zu porträtieren. Unnachahmlich war Friedhelm Störrings präzise Strich- und Schraffiertechnik bis ins Detail bei der Darstellung von Pferdemotiven aus jeder Perspektive, wobei er die Urkraft des arbeitenden Pferdes erlebte. Hier spiegelten sich Kindheitserlebnisse auf dem landwirtschaftlichen Betrieb seiner mütterlichen Vorfahren wider.
Mit großer Ausdauer und kräftezehrender Energieleistung schuf er Aquarelle und Ölbilder in beeindruckender Schönheit und Farbenpracht. Wenn er sich von seiner Mutter oder von Freunden im Rollstuhl an motivgeeignete Stellen fahren ließ – meist Orte in den Bereichen Ergste und Schwerte – skizzierte er auf einem vorgehaltenen Block grob seine Eindrücke, die er später zu Hause vollendet in Aquarell oder Öl umsetzte. Eine glückliche Fügung verlieh im die Begabung, sich Objekte so anschaulich vorzustellen, als ob sie realen Wahrnehmungscharakter hätten (Eidetik), was ihn zur natur- und farbgetreuen Umsetzung des Verinnerlichten befähigte.
Wenn er hinter seinem Schreibtisch sitzend mit mühsam zwischen Zeige- und Mittelfinger gehaltenem langstieligem Pinsel die Farben auftupfte, musste ihm seine Mutter das Ölbild immer wieder auf den Kopf stellen, damit er die oberen Partien (Wolken, Wipfel, Berge) malen konnte.
Obwohl Friedhelm Störring auch Kontakt pflegte mit Malern anderer Stilausprägungen, wie dem Schwerter Bernhard Finn oder dem Nachrodter Heinz Schönfeld, blieb er seinem Genre treu. Sein künstlerischer Ruf drang über die Grenzen Schwertes hinaus bis in Ruhrgebiet und Bergische Land, und manches farbschöne Landschaftsbild oder Ölgemälde goldgelb strahlender Sonnenblumen ziert die Wohnungen heimischer Bürger.
Wer Friedhelm Störring gekannt hat, weiß, dass er sein Schicksal mit Würde getragen und nie geklagt hat. Er war eine liebenswerte, ausgeglichene Persönlichkeit mit Mutterwitz und heiterem Gemüt. Sein plötzlicher Tod beendete, viel zu früh, am 1. Dezember 1958 – eben dreißig Jahre alt – sein Leben und damit das Schaffen eines beachtenswerten Schwerter Künstlers, dessen Bedeutung erst viel später durch Ausstellungen gebührend ins öffentliche Licht gerückt wurde.

 

Sonnenblumenbild

Sonnenblumenbild

Friedhelm Störring

Friedhelm Störring

Sammlung des Heimatvereins vergrößert