Das heutige Haus des versunkenen Hugenhofes ist das Haus Hövelmann, Langestr. 28. Dem heutigen Haus vorgelagert stand der "Hugenhof".
Die Geschichte des Hugenhofes ist eng verbunden mit der Geschichte der Herren von Ergste. Hermann Esser schreibt hierzu1: "Nur Name und Siedlung veraten dem Kundigen, dass Ergstes Entwicklung schon Jahrhunderte umfasste, als Hermann III., der große Kirchenfürst des Kölner Erzbistums, das Dörflein der Abtei Siegburg übertrug (13. Dezember 1096). Ob damals schon ein Kirchlein den Mittelpunkt der Bauerschaft bildete, wissen wir nicht; aber sicher lag auf dem kleinen Berg, nordöstlich des Dorfes, schon das Haus, aus dem das Geschlecht der Herren von Ergste hervorging. Dort sah die Trümmer noch Johann Dietrich von Steinen, als er seine gewaltige "Westfälische Geschichte" schrieb (um 1750). Heute sind alle Spuren verweht, und nur die Überlieferung weist auf jene Stätte unweit des Hofes Neuhaus hin. Hier also stand schon in karolingischer Zeit der Edelhof, von dem die Entwicklung des Ortes ausging.
Von dieser Siedlung nahmen die Bewohner des Edelshofes wie üblich den Namen an, ohne dass wir den Zeitpunkt genauer bestimmen können. Auch darüber sind wir nicht unterrichtet, wie sich in Ergste die Entwicklung der Villikation vollzog. Auch hier wird, wie anderwärts, das Eigentum der Abtei zunächst von einem kirchlichen Beamten verwaltet sein, bis dann die Villikationsordnung zu Anfang des 13. Jh. einen bedeutungsvollen Wandel eintreten ließ. Die Kirche beauftragte einen Angehörigen des einflussreichen Ministerialstandes mit der Verwaltung des Haupthofes (curtis dominica) und der umliegenden Unterhöfe (mansi), und es war nur eine natürliche Folgeerscheinung, dass die Inhaber der Villikation bestrebt waren, diese erblich zu machen. Besonders in den entfernt gelegenen Besitzungen gelang es ihnen allzu gut. Aus diesen Ministerialen und Hofverwaltern gingen die meisten unserer Adelsgeschlechter hervor, die in den Tagen des Mittelalters fast in jedem Dorfe, in jeder Bauerschaft als Eigentümer des größten Gutes zu finden sind. Auf diesem hier angedeuteten Wege wird auch das Geschlecht derer von Ergste sich zum ersten des Dörfleins emporgeschwungen haben."
Den Herren von Ergste gehörte aber nicht nur das Haus am Kleinenberg, sondern auch der Bierhof und der Hugenhof.
Ungefähr seit der Mitte des 13. Jh. kennen wir die Familie der "Herren von Ergste", u.A. Hugo I., II., und III. – von ihnen erhielt der Hof seinen Namen.
Einem anderen von Ergste, Dodert oder Godert, verdanken wir wahrscheinlich einen Teil des Ergster Wappens, er führte die drei Hülsenblätter (Ilexblätter) in seinem Wappen.
Nach denen von Ergste besaß die Familie Lürmann den Hof, wie der Hof in den Besitz der Lürmanns gekommen ist, wissen wir nicht. Der erste Lürmann, den wir kennen ist Dietrich, er tritt 1381 als Zeuge auf.
Der Hof heisst jetzt "Lürmannshof". Nach dem Ableben des Hannes Lürmann 14612 fällt der Hof unter seinem alten Namen "Hugenhof" in einer "Mussteilung" an den ältesten Sohn Johan, der ihn um 1511 an seinen Bruder Hermann vererbt. Dieser Hermann ist auch Bauer auf der Deytert, dem Bierhof.
In der Urkunde heisst es: "Also daß der vorgen. Johann soll haben als seinen Anteil den Hugenhof, das Haus, Hof, Wohnung, völlig uneingeschränkt, und den Graben um das Haus und vier Morgen Land, wie ihm diese abgeteilt und zugewiesen sind, und den Garten zur rechten Hand an dem Sauerfeld, auch soll der vorgeschr. Johann die Wiese unterhalb der Wolfseiche zur Hälfte haben. Und die anderen vorbenannten Kinder sollen dem entgegen haben die Kottstätte, die vor dem Hofe liegt....."
Die Teilungsurkunde von 1461 ist für Ergste wichtig, denn zum Erbe gehört auch der "grawen umma dat Huß". Das heißt, der Hugenhof war ein Wehrhof mit einer Gräfte um das Haus. Der einzige Nachweis für einen Gräftenhof in Ergste. Die zugeschüttete Gräfte befand sich zwischen dem heutigen Haus und der Ruhrtalstraße, nördlich des Kreisels. Gespeist wurde sie durch den Bierbach und den Straßborn. Der Rest der Gräfte war wohl der alte Waschteich.
1580 erscheint der Hof als "Kagengut" im Besitz der Kiliane von Brabeck geb. von Westhofen auf Haus Letmathe. Der Hof wird wahrscheinlich bei dem "Konkurs" der Deytert an die von Westhofen (um 1560) gekommen sein.
Der Hof hat also einen neuen Namen bekommen. Im Kirchenbuch Ergste ist der erste Kage ein Henrich, der 1674 im Alter von 70 Jahren stirbt, er ist also um 1604 geboren und wird der Sohn des 1610 in einem Verzeichnis aufgeführten Teveß Kage gewesen sein.
Mitte des 18. Jahrhunderts wechselt der Hof wieder seinen Namen, jetzt heißt er Hövelmann, denn 1728 hat Henrich Dietrich Hövelmann in den Hof eingeheiratet. Unter dem Namen Hövelmann kennen die Ergster den Hof auch heute noch.
Roswitha Bliese